Plötzlich ist alles anders, besonders für all diejenigen, die sonst im Büro gearbeitet haben: Wir verlegen unsere Abteilungsbesprechung aus dem Konferenzraum in die Zoom-Schalte, wir stimmen die eigene To-Do-Liste mit dem virtuellen Unterricht der Kinder ab und wir überlegen, ob es nicht doch einen Weg gibt, nach besonders stressigen Monaten mal eine längere Job-Pause einzulegen. Keine Frage: Die Corona-Pandemie verändert die Arbeitswelt. Das, was jahrzehntelang theoretisch als „New Work“ diskutiert wurde, erlebt jetzt in der Praxis einen riesigen Schub.
Aber „Neue Arbeit“ ist viel mehr als nur die Remote-Tätigkeit im Homeoffice, sondern umschreibt die Gesamtheit aller modernen und flexiblen Formen von Arbeit und Arbeitsorganisation.
„Neue Arbeit“ ist viel mehr als nur Homeoffice, sondern umschreibt die Gesamtheit aller modernen und flexiblen Formen von Arbeit und Arbeitsorganisation.
Viele Antworten sind noch offen, aber fest steht, dass die Zahl der Menschen, die auch in Zukunft individueller und flexibler über ihre Arbeit bestimmen wollen, wächst. New Work unterstützt dabei auch den Trend hin zu mehr Nachhaltigkeit, beispielsweise, weil weniger Pendelei die Umwelt schont. Außerdem erlaubt Remote-Arbeit neuen Gruppen, anders in die Arbeit eingebunden zu werden, und sie kann Kosten senken, um so langfristig den Unternehmensbestand zu sichern. Daraus folgt: Rund um den Megatrend New Work bieten sich viele Chancen in der Geldanlage.
Anteil der Erwerbstätigen im Homeoffice (in %)
Quelle: Bitkom Research, 2020
Wo wir arbeiten: dezentrale Jobs dank neuer Tools
Der wichtigste Aspekt rund um New Work ist für viele Menschen das Arbeiten remote, meist von daheim. Der Branchenverband BITKOM schätzt laut einer Umfrage aus dem Oktober und November 2020 unter 1.500 Arbeitnehmer*innen, dass sich die Zahl der teilweise oder vollständig im Homeoffice Tätigen in Deutschland verdoppelt – von 7,7 Millionen vor der Pandemie auf rund 14,7 Millionen danach. Das erfordert auch eine Vertrauenskultur auf Arbeitgeberseite. Rund um diesen Trend entstehen neue Bedürfnisse, zunächst offensichtliche wie die nach Videosoftware (zum Beispiel von Microsoft Azure/Teams und Zoom) oder die nach Nachrichten- und Kollaborationsplattformen (zum Beispiel Slack, Miro und Trello).
Auch die DKB entwickelt neue Arbeitskonzepte. In der DKB Code Factory arbeiten beispielsweise über 100 Mitarbeiter*innen aus mehr als 20 Ländern vollkommen agil in den Bereichen Produktmanagement, UX-/UI-Design, Softwareentwicklung etc. Das Ziel der crossfunktionalen Teams: Gemeinsam mit der DKB das Banking von morgen gestalten.
Website: www.dkbcodefactory.com
Neben den alltäglichen Arbeitsaufgaben verändert sich auch das Drumherum: Virtuelle Weiterbildung und die Präsentation der individuellen Fähigkeiten losgelöst von der eigenen Funktion beim Arbeitgeber werden immer wichtiger.
New Work unterstützt dabei auch den Trend hin zu mehr Nachhaltigkeit, beispielsweise, weil weniger Pendelei die Umwelt schont.
In der Freizeit verändern Gig und Sharing Economy – charakterisiert durch die Auslagerung von Mini-Aufträgen an Selbstständige oder das Teilen von Produkten und Ressourcen – die Angebote von Gastronomie (siehe Lieferdienste wie Foodora), von Hotels (siehe Airbnb) oder im Verkehr (siehe Uber oder Lyft). Und zum Fithalten in Zeiten geschlossener Gyms erschließen digitale Peloton-Ergometer im Wohnzimmer oder YouTube-Kurse neue Märkte.
Wie wir arbeiten: vernetzt und in ständig neuer Besetzung
Rund ums physische Büro beschleunigt die Corona-Pandemie einige ohnehin vorhandene Trends. Viele Unternehmen verzichten auf fixe Arbeitsplätze und Flächen für alle Mitarbeitenden und setzen auf neue räumliche Konzepte. Co-Working, bei dem sich Freelancer und Unternehmen Büroflächen in teils täglich wechselnder Besetzung neu teilen, und Crowdworking mit sehr vielen lose Beteiligten an einem Projekt nehmen zu. Allerdings sind Büroflächen-Anbieter wie WeWork oder IWG plc (Spaces) Beispiele für aktuell mit höheren Anlagerisiken verbundene Unternehmen.
Auch viele Städte, Regionen und Unternehmen versuchen, zu Clustern und Hubs von Zukunftstechnologien zu werden – Zentren wachstumsträchtiger Branchen, die immer neue innovative Firmen anziehen. Die dahinterstehenden Creator Spaces für Menschen, die sich in Programmier- oder Designprojekten versuchen, und Accelerators, in denen Start-ups diverse Förderprogramme durchlaufen, sind sehr unterschiedlich aufgestellt und bieten bestenfalls gute Möglichkeiten zur fruchtbaren Zusammenarbeit von Gleichgesinnten. Beispiele hierfür sind das SAP Labs Network zur Weiterentwicklung und Individualisierung der SAP-Plattform oder die Telekom Innovation Laboratories.
Womit wir arbeiten: digitale Infrastruktur und sichere Technik
Damit flexibles und ortsunabhängiges Arbeiten überhaupt erst möglich wird, braucht es neben dem Umdenken aller Beteiligten auch die passende Infrastruktur. Sie muss nicht nur Schnelligkeit ermöglichen, sondern auch ausfall- und abhörsicher sein. Nach langem Zögern haben auch Traditionskonzerne inzwischen Rechnerleistungen und Speicher von eigenen Servern in die digitale Cloud verlegt. Sie brauchen dafür eine stabile technische Infrastruktur, angetrieben von Innovationen wie dem schnellen 5G-Datenübertragungsstandard. Für zusätzliche Veränderung sorgt der Megatrend Internet of Things, bei dem durch Web-Anbindung immer mehr Geräte ständig wachsende Datenmengen untereinander austauschen, beispielsweise in der Medizin oder im Industriebereich.
Neben aller Begeisterung über veränderte Arbeitswelten wird aber auch deutlich, dass sich längst nicht alle Berufe problemlos in New-Work-Welten übertragen lassen. Beim virtuellen Unterricht klagen manche Lehrkräfte über die fehlende physische Nähe zu ihren Schüler*innen, Branchen wie Handwerk und Bau oder häusliche Pflege lassen sich wegen der manuellen Tätigkeiten schlicht nicht in ein Homeoffice verlegen – und flexible Arbeitszeiten brauchen mancherorts einen noch stärkeren Willen vieler Vorgesetzter. Darüber hinaus mangelt es im Zuge der Digitalisierung noch an Ausbildung und Fachleuten für neue anspruchsvolle Tätigkeiten, wie etwa Remote-Schweißarbeiten in der Industrieproduktion oder Fern-Operationen in der Medizin.
Und trotzdem zeigen diese Veränderungsprozesse für die Geldanlage vor allem eines: Rund um New Work bieten sich viele Anlagechancen – aber wie bei jedem sehr dynamischen Markt sind auch hier die Risiken größer als bei manchen lang etablierten Lösungen.