Sebastian Vollmer ist ehemaliger American-Football-Profi und gewann mit dem NFL-Team der New England Patriots zwei Super Bowls. Nach acht Jahren in der amerikanischen Profiliga arbeitet er heute als TV-Experte, Autor, NFL-Botschafter und Immobilienentwickler.
Hallo Sebastian, du bist Ex-NFL-Profi, zweifacher Super-Bowl-Champion, Autor, Kommentator, TV-Experte … Bei all den Tätigkeiten, was steht eigentlich aktuell auf deiner Visitenkarte?
Lustig, dass ihr fragt, denn ich habe gerade neue Visitenkarten drucken lassen. Da steht gar keine Jobbezeichnung drauf. All das, was genannt wurde, stimmt. In erster Linie bin ich derzeit aber Botschafter der NFL in Deutschland. Meine Aufgabe ist es, rund um die Saisonspiele in München und Frankfurt den Sport in Deutschland populärer zu machen. Dabei geht es nicht nur um die Profis, sondern die Sportart allgemein. Ich unterstütze zum Beispiel auch das Flag-Football-Programm an deutschen Schulen. Neben der Botschaftertätigkeit bin ich Projektentwickler von Immobilien in Florida und nicht zuletzt auch Ehemann und Vater von drei Kindern. Die Familie ist meine größte Leidenschaft.
Als Bank interessiert uns dein Verhältnis zu Finanzen. Welche Rolle spielt Geld in deinem Leben?
Geld ist ein besonderes Thema für jeden Menschen. Als Schüler in Deutschland und auch noch als Sportler mit Collegestipendium fliegt das Geld nicht um einen herum. Das ändert sich schlagartig mit dem Telefonanruf, dass dich ein NFL-Profiteam verpflichten will.
Nach dem Drafthat sich mein Footballer-Leben komplett verändert – vor allem im Hinblick auf Geld.
Eine NFL-Karriere ist relativ kurz. Wie sorgen NFL-Spieler für die Rente ab 30 vor?
Jeder NFL-Profi verdient im Vergleich zum Durchschnittseinkommen sehr viel Geld, aber das Gefälle unter den Spielern ist noch mal enorm. Daher gibt es keine pauschale Antwort auf diese Frage.
Die NFL-Karrieredauert drei bis fünf Jahre. In dieser Zeit schaffen es nicht alle Spieler, bis zum Lebensende vorzusorgen.
Wie hast du für die Zeit nach deiner Karriere vorgesorgt?
Ich hatte doppeltes Glück: Erstens konnte ich acht Jahre in der NFL spielen, habe entsprechend länger gut verdient und einen höheren Rentenanspruch. Zweitens habe ich eine hervorragende Finanzberatung gefunden, die mich während meiner Karriere betreut hat und der ich auch jetzt noch vertraue.
Profi-Footballist ein riskanter Sport. Daher habe ich auch stets an die Zeit nach der NFL-Karriere gedacht.
Was waren die Gründe, aus denen du deine NFL-Karriere beendet hast?
Das war ein Deal mit meiner Frau: Ich opfere meine Zwanzigerjahre dem Sport und wir verzichten auf viel gemeinsame Zeit, um in den Dreißigern gut leben zu können. Als sich dann meine erste Tochter ankündigte, war klar, dass ich meine Karriere beende. Es war mir wichtig, als Vater für meine Kinder da zu sein und sie noch alleine aus der Krippe heben zu können. In meiner Laufbahn wurde ich zwölf Mal operiert und habe mir allein vier Mal ein Bein gebrochen. Bei einem Kontaktsport wie Football kann immer etwas passieren. Ich hatte auch nach meinem Ausscheiden bei den New England Patriots noch gut dotierte Angebote, aber am Ende war es mir das Risiko nicht wert. Ich wollte nicht in einem goldenen Rollstuhl enden. Mit zwei Super-Bowl-Siegen fiel mir diese Entscheidung aber sicher leichter als anderen NFL-Spielern. Ich hatte zu dem Zeitpunkt alles erreicht.
Welche Geldanlagestrategie verfolgst du heute?
Ich würde meine Anlagestrategie mit den Worten beschreiben: “von allem etwas”. Ich tausche mich dazu regelmäßig mit meiner Finanzberatung aus und wir legen gemeinsam die Strategie fest. Ich investiere breitgestreut in Einzelaktien, Fonds und Immobilien.
Du merkst erst,welcher Anlagetyp du bist, wenn der Markt mal nach unten geht.
Welche Eigenschaft oder Fähigkeit aus dem Sport hilft dir bei deinen Finanzentscheidungen?
Im Profisport sowie bei vielen Entscheidungen im Leben sollte man stets gut vorbereitet sein. Generell bin ich ein analytischer Mensch, der sich wahrscheinlich zu viele Gedanken über alles macht.
Ängstesind ein Weg, sich auf etwas vorzubereiten. Für jedes Footballspiel habe ich so trainiert, dass ich nicht mehr hätte machen können.
Was würdest du rückblickend anders machen – sportlich und finanziell?
Sportlich würde ich nichts anders machen. Natürlich hätte ich mir weniger Verletzungen gewünscht, aber das lag nicht in meiner Hand. Bei den Finanzen sind mir alle Erfahrungen wichtig, die ich gemacht habe, sowohl positive als auch negative. Ich gehe nicht blind durchs Leben, sondern versuche aus allem etwas zu lernen und ein Fazit zu ziehen. Dann kann auch aus einer negativen Sache etwas Positives entstehen.