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Portraitfoto des Fachbereichsleiters "Anlagen und Finanzierung" bei der DKB, Finanzexperte Martin Schulz-Brückner.

„Je länger das Geld arbeitet, desto besser“

Im Interview rät DKB-Experte Martin Schulz-Brückner, so früh wie möglich mit der privaten Altersvorsorge zu beginnen und dabei die Rendite­chan­cen von Wertpapieren zu nutzen.

Februar 2020

Martin Schulz-Brückner ist diplomierter Wirtschaftsmathematiker mit langjähriger Erfahrung im Produktmanagement von Online-Banken. Seit vier Jahren arbeitet er bei der Deutschen Kreditbank AG und dabei insbesondere an der Weiterentwicklung des Wertpapierangebots. Seit Anfang 2018 leitet er im Produktmanagement den Fachbereich Anlage und Finanzierung.

Martin, wie viel Geld brauche ich eigentlich während der Rente pro Monat, um meinen Lebensstandard im Alter halten zu können?

Martin Schulz-Brückner: In der Rente sinken die Ausgaben, weil zum Beispiel die Kosten für den Weg zur Arbeit und häufig auch der ein oder andere Versicherungsbeitrag entfallen. Es gibt daher verschiedene Faustregeln, wie viel Geld man im Alter braucht: Einige sagen zwei Drittel des letzten Nettoeinkommens, andere 80 Prozent. Einen allgemeinen Richtwert kann man dafür kaum angeben, das hängt stark von den individuellen Ausgaben ab. Wenn meine Ausgaben bereits vor der Rente meine monatlichen Einnahmen komplett aufbrauchen und in der Rente nur wenige Ausgaben wegfallen, würde ich mit zwei Dritteln vom letzten Nettogehalt nicht weit kommen.

Und wie sichere ich eine ausreichende finanzielle Versorgung im Alter ab?

Martin Schulz-Brückner: Grundsätzlich besteht das Altersvorsorgesystem in Deutschland aus drei Schichten. Einmal die gesetzliche Rente als erste Schicht: Junge Menschen sollten sich aber heute nicht mehr darauf verlassen, dass die im Alter den Lebensstandard sichern kann. Dann sollte sich jeder darüber informieren, ob der Arbeitgeber eine betriebliche Altersvorsorge fördert und mit Blick auf die eigenen Lebensumstände auch, ob sich der Abschluss einer Riester-Rente lohnt. Das ist die zweite Schicht. Und als dritte Schicht sollte ich regelmäßig privat noch etwas aus dem laufenden Nettoeinkommen zurücklegen.

Wie geht es dann weiter?

Martin Schulz-Brückner: Jeder sollte sich erst einmal überlegen, was er als Notgroschen vorhalten will, der jederzeit verfügbar ist. Dieses Geld sollte nicht irgendwo langfristig fest angelegt sein, sondern zum Beispiel auf einem Tagesgeldkonto. Davon kann ich größere Ausgaben bezahlen. Was darüber hinausgeht, kann ich in Wertpapiere investieren oder in Sparprodukte einzahlen.

Gibt es einen idealen Startzeitpunkt, um mit der privaten Vorsorge fürs Alter zu beginnen?

Martin Schulz-Brückner: Im Prinzip so früh wie möglich. Je länger das Geld Zeit hat, für mich zu arbeiten, desto besser. Sobald man den ersten Job hat, der mehr als die Miete einbringt, sollte man versuchen, davon etwas zur Seite zu legen. Das muss kein Riesenbetrag sein.

Ab welchem Betrag ist es denn sinnvoll?

Martin Schulz-Brückner: Ich würde es nicht an einer konkreten Höhe festmachen. Im Zweifel lege ich erst mal etwas Geld auf ein Tagesgeldkonto. Wenn ich dann ein bisschen was zusammengespart habe, packe ich es auf eine separate Anlage fürs Alter, zum Beispiel in Form von Aktien, Fonds oder Exchange Traded Funds, kurz ETF. Eine gute Richtschnur für die Rücklagen ist, regelmäßig etwa zehn Prozent des Nettogehalts zu sparen.

Viele Anleger haben jedoch Angst davor, dass ihr schwer verdientes Geld bei einem Börsencrash verloren geht.

Martin Schulz-Brückner: Diese Angst kann ich verstehen, denn es gab in den letzten 20 Jahren ja auch einige Crashs. Ein Sparplan auf Wertpapierbasis sollte jedoch immer auf einen langen Horizont ausgelegt sein. Ich muss gerade in unsicheren Zeiten die Möglichkeit haben, abzuwarten, bis die Kurse sich wieder erholen.

Wenn ich Aktien von nur einem Unternehmen kaufe, erhöht das mein Risiko.

Martin Schulz-Brückner, DKB-Fachbereichsleiter Anlage und Finanzierung

Das haben sie auch in der Vergangenheit nach Einbrüchen immer wieder getan. Ich muss gut schlafen können, muss mein Anlageprodukt verstehen und darf nicht angstgetrieben beim ersten Kursverlust wieder aussteigen. Außerdem profitiere ich mit einem Sparplan von einem weiteren Effekt: Kaufe ich monatlich für immer den gleichen Betrag ETF- oder Fondsanteile, kaufe ich in „schlechteren“ Phasen mit niedrigen Kursen mehr Anteile für den gleichen Betrag als in Phasen hoher Kurse. Das bedeutet: Ich kann später auch wieder stärker von Kurssteigerungen profitieren.

Was sollten Anleger bei Wertpapieren und besonders Aktieninvestments außerdem beachten?

Martin Schulz-Brückner: Die Anlage sollte möglichst breit gestreut sein, etwa über einen weltweit investierenden ETF, der viele Hundert Unternehmenswerte aus verschiedenen Branchen und Regionen beinhaltet. Selbst wenn ich mich mit einem einzelnen Unternehmen detailliert auseinandersetze und dann Aktien von diesem Unternehmen kaufe, hänge ich dann am Schicksal dieser einen Firma. Das erhöht mein Risiko.

Was kann man Menschen empfehlen, die nicht mehr 30 oder 35, sondern vielleicht nur noch zehn oder 15 Jahre bis zur Rente haben?

Martin Schulz-Brückner: Es ist nie zu spät, anzufangen! Je höher das Alter ist, desto stärker muss ich mir überlegen, wie lange ich auf das Geld noch verzichten kann. Wenn man zehn bis 15 Jahre Zeit hat, ist eine Anlage in Wertpapieren dennoch sinnvoll. Ab einem gewissen Punkt ist die Sicherheit meiner Anlage dann allerdings wichtiger als die potenzielle Rendite, die ich mit etwas riskanteren Anlagen erzielen könnte. Und: Ich muss immer davon ausgehen, dass meine zusätzliche private Vorsorge nach dem Ende des Arbeitslebens noch etwa 25 Jahre reichen muss.

Ein junges Paar steht im Wohnzimmer - die lachende Frau wird vom Mann getragen.

Eine eigene Immobilie spart nicht nur die Mietkosten, sondern kann auch als Sicherheit dienen.

Und wenn ich dann in die Nähe meines Rentenalters komme?

Martin Schulz-Brückner: Etwa fünf Jahre vor Rentenbeginn sollte ich nach und nach aus Aktienanlagen herausgehen und in Anleihen oder Festgeld umschichten. So ist mein angespartes Kapital weniger abhängig von Börsenphasen und steht mir im Alter zur Verfügung.

Ist es auch sinnvoll, eine selbst genutzte Immobilie zu erwerben, sofern man die Möglichkeit dazu hat?

Martin Schulz-Brückner: Natürlich ist es sinnvoll, wenn im Alter die Kosten für die Miete wegfallen. Hausgeld, Steuer und allgemeine Kosten für die Bewirtschaftung sind deutlich geringer als die Miete. Allerdings darf man nicht vergessen, dass am Haus oder in der Eigentumswohnung auch immer mal wieder etwas gemacht werden muss. Ein neues Dach oder eine neue Heizung können beispielsweise schnell richtig teuer werden. Dennoch gibt die Immobilie im Alter natürlich eine gewisse Sicherheit, weil ich sie im Falle des Falles ja auch verkaufen und zu Geld machen kann.

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Sind auch Lebensversicherungen und ähnliche Produkte noch sinnvoll?

Martin Schulz-Brückner: Lebensversicherungen haben auf jeden Fall ihre Daseinsberechtigung – vor allem, wenn es günstige Direktversicherungen sind. Eine Versicherung kann zum Beispiel garantierte Rentenbezüge oder Einmalzahlungen zusichern. Allerdings haben einige Versicherungen hohe Zusatzkosten, die sie als Geldanlage unwirtschaftlich machen. Auch Steuervorteile für privat abgeschlossene Versicherungen sind nach und nach weggefallen. Grundsätzlich gilt: Nicht nur darauf achten, dass das Produkt leicht verständlich, sondern auch kostengünstig ist.

Wo informiere ich mich denn am besten weiterführend zum Thema?

Martin Schulz-Brückner: Am besten nur auf neutralen, anbieterunabhängigen Seiten wie „Finanztest“. Denn es geht um eine ausgewogene Betrachtungsweise. Es gibt kein Produkt, das nur Vorteile hat. Wenn jemand behauptet, dieses oder jenes Produkt habe ausschließlich Vorteile, dann sollte man sofort hellhörig werden. Ich erkaufe mir Rendite immer mit bestimmten Risiken oder damit, dass das Geld eine Zeit lang nicht verfügbar ist.

Und was ist, wenn mir das alles doch zu kompliziert ist und ich mein Geld lieber zu Hause unters Kopfkissen legen will?

Martin Schulz-Brückner: Das würde ich nicht empfehlen: Denn dort gewinnt es nicht an Wert, sondern verliert kontinuierlich an Kaufkraft. Jedes Jahr kann ich mir dann weniger von meinem Geld kaufen. Und das ist keine besonders schöne Aussicht, oder?

Martin Schulz-Brückner leitet bei der Deutschen Kreditbank AG den Fachbereich Anlage und Finanzierung.

Kurz gesagt
  • Um im Alter den eigenen Lebensstandard sichern zu können, sollten Sie die gesetzliche Rente mit betrieblicher und privater Altersvorsorge kombinieren.

  • Bevor Sie Ihr Geld anlegen oder sparen, sollten Sie einen Notgroschen auf einem verfügbaren Konto zurücklegen.

  • Bei der Anlage in Wertpapieren empfiehlt es sich, das Risiko möglichst breit zu streuen und nicht nur in ein Unternehmen, eine Branche oder ein Land zu investieren.

  • Auch eine Immobilie oder eine Lebensversicherung kann eine Möglichkeit der Altersvorsorge sein.

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