Um das nächste Auto zu finanzieren, um einen Grundstock fürs Eigenheim zusammenzusparen oder für die Altersvorsorge: Vor allem aus diesen Motiven legen Menschen Geld „auf die hohe Kante“. Dort entzieht es sich dem direkten Zugriff und vermehrt sich, wenn es sinnvoll angelegt wird.
An dieser Stelle ein kurzes Vorwort zur aktuellen Zinssituation: Derzeit gibt die Europäische Zentralbank (EZB) Kredite an Banken zu äußerst geringen Zinsen aus, während Einlagen von Banken durch die EZB negativ verzinst werden. Daher zahlen Banken ihren Kunden*innen für Spareinlagen momentan historisch niedrige Zinsen. Andererseits sorgt die Inflation dafür, dass vorhandenes Geld jedes Jahr einen Teil seiner Kaufkraft einbüßt.
Circa 2 % pro Jahrist das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB).
Quelle: Europäische Zentralbank, 2020
Anlegen lohnt sich langfristig
Wer sein Geld in Wertpapieren anlegt, dessen Vermögen hat langfristig bessere Chancen zu wachsen. Das zeigen unter anderem historische Kursentwicklungen, zum Beispiel das DAX-Renditedreieck des Deutschen Aktieninstituts, das die Rendite des deutschen Aktienindex DAX für einen 50-Jahre-Zeitraum ausweist. Trotz Turbulenzen an den Börsen ist es nach jeder Krise wieder aufwärts gegangen mit der Wirtschaft und den Kursen. Auf Dauer lohnt sich in aller Regel also die Investition in Wertpapiere, auch wenn es kurzfristig zu Kursverlusten kommen kann.
DAX-Index-Entwicklung seit 1988
Quelle: Deutsche Börse AG, DAX Performance-Index, Stand: Juli 2019
Das gilt nicht nur für Aktien. Heute gibt es eine Vielzahl von Anlageoptionen. Diese Vielfalt wirkt zunächst verwirrend. Allerdings zum Glück nur auf den ersten Blick. Damit du schnell herausfinden kannst, ob Aktien, Fonds oder andere Wertpapiere für dich die richtige Anlage sind, haben wir die wichtigsten Eigenschaften der verschiedenen Produkte hier in einem Überblick zusammengefasst.
Welche Wertpapiere gibt es überhaupt?
Aktien
Anteile eines Unternehmens, die an Eigentümer*innen (Aktionär*innen) ausgegeben werden
Wer Aktien kauft, erwirbt damit Anteile eines Unternehmens. Aktionär*innen können durch die Ausschüttung einer Dividende am Unternehmenserfolg beteiligt werden. Dabei handelt es sich um einen Anteil des Unternehmensgewinns, den das Unternehmen bereit ist, an seine Aktionär*innen auszuzahlen. Bei guten Unternehmenskennzahlen, wie beispielsweise einem hohen Gewinn oder vollen Auftragsbüchern, und günstigen Wirtschaftsbedingungen steigt zudem in der Regel der Aktienkurs an der Börse, sodass die Wertpapiere zu einem späteren Zeitpunkt mit Gewinn verkauft werden können. Aktienbesitzer*innen können also auf zwei Wegen profitieren: durch die Dividende, die ihnen als Anteilseigner ausgezahlt wird, und anschließend beim Verkauf der Aktien. Die Gewinne können (aber müssen nicht) wieder investiert werden.
Mehr dazu?
Anleihen
Kredite an Unternehmen oder öffentlichen Institutionen (z. B. Staaten)
Neben Aktien sind Anleihen die wichtigste Anlageklasse für Investor*innen. Wer in Anleihen investiert, kauft – anders als bei Aktien – keine Anteile eines Unternehmens, sondern gewährt Kredite. Anleger*innen leihen somit Staaten oder Unternehmen für einen bestimmten Zeitraum Geld und erhalten im Gegenzug dafür Zinsen. Am Laufzeitende wird das eingesetzte Kapital zumeist zurückgezahlt. Anleihen werden auch als Renten bezeichnet.
Mehr dazu?
Fonds
Korb aus verschiedenen Aktien und/oder Anleihen
Wer nicht auf einzelne Unternehmen setzen möchte, kann auf Aktienfonds zurückgreifen. In diesen Fonds werden Aktien verschiedener Unternehmen zusammengelegt. Ein Mix zum Beispiel nur aus deutschen oder chinesischen Aktien ist ebenso möglich wie ein Fonds mit den Aktien der weltweit größten Konzerne. Es gibt ebenso Branchenfonds (Technologie, Rohstoffe, Energie usw.), die Aktien aus verschiedensten Branchen zusammenfassen. Der Vielfalt sind keine Grenzen gesetzt. Betreut werden Fonds von Fondsmanager*innen, die sich mit den jeweiligen Aktienmärkten auskennen und für einen möglichst profitablen Mix sorgen sollen. Steuert ein Unternehmen etwa auf die Pleite zu, wird es schnell aussortiert.
Fonds gibt es jedoch nicht nur für Aktien. Rentenfonds konzentrieren sich auf Anleihen von Staaten und Unternehmen, die mit einem festgelegten Zins versehen sind. Fachleute sprechen von festverzinslichen Wertpapieren. Rentenfonds nehmen auch andere Zinspapiere wie Pfandbriefe oder Genussscheine auf. Die Gewinne kommen aus den Zinsausschüttungen. Von allen Wertpapieren tragen Rentenfonds das geringste Risiko.
Mischfonds kombinieren Aktien und Anleihen. Damit wird das Risiko beider Anlageformen breiter gestreut – und damit verringert. Außerdem erhöht der Mix den Spielraum der Fondsmanager*innen, um auf Marktereignisse zu reagieren. Je höher der Rentenanteil, desto weniger riskant ist die Anlage – schließlich sind die Zinssätze festgelegt. Damit sinken allerdings zugleich die Chancen auf eine hohe Rendite.
Hedgefonds nutzen meist alternative Finanzinstrumente, zum Beispiel Risikobeteiligungen und Swaps oder alternative Finanzgeschäfte wie Arbitragegeschäfte und Leerverkäufe, um Gewinne zu erwirtschaften. Aufgrund der Komplexität dieser Geschäfte sind sie für Privatkund*innen in aller Regel ungeeignet und häufig auch nicht zugänglich. Der Aussicht auf eine hohe Rendite steht zudem ein hohes Verlustrisiko gegenüber.
Offene Immobilienfonds investieren das Geld ihrer Anleger*innen zumeist in gewerblich genutzte Immobilien, die sowohl regional als auch von der Art der Nutzung her breit gestreut sein können. Rendite erwirtschaften sie für gewöhnlich durch Mieteinnahmen der Objekte und durch Erlöse bei Verkauf. Bei geschlossenen Immobilienfonds handelt es sich um Beteiligungen an einzelnen Immobilien, einem Bürohaus zum Beispiel oder einem Einkaufszentrum. Personen, die daran Anteile halten, sind zugleich Miteigentümer*innen mit allen Rechten und Pflichten.
Mehr dazu?
ETFs
Bilden eine Indexentwicklung und damit einen Markt oder ein Segment eins zu eins ab
Wer Fonds kauft bezahlt die Expertise der Fondsmanager*innen. Wer auf dieses Know-how verzichten will, setzt auf Exchange Traded Funds (ETFs). Sie bilden einen bestimmten Markt oder ein Segment – etwa die Aktien des DAX-30-Index in Deutschland oder des Standard & Poor’s 500 in den USA – eins zu eins ab. Die wenigsten Fondsmanager*innen schaffen es, dauerhaft besser als der Markt zu agieren. Das bedeutet: Käufer*innen von ETFs erhalten meist bessere Ergebnisse bei verlässlich geringeren Kosten, was sich in der Rendite niederschlägt.
Mehr dazu?
Alle über die Fondsgesellschaft oder Börsen frei handelbaren Aktien-, Renten-, Misch- und Immobilienfonds sind offene Fonds: Anleger*innen können jederzeit einsteigen und aussteigen. Das ist bei geschlossenen Fonds anders.
Bei geschlossenen Fonds wird eine vorher festgelegte Summe eingesammelt. Die Investor*innen werden unternehmerisch etwa an einem Containerschiff oder einem Windpark beteiligt – und tragen das Risiko voll mit, bis hin zur Gefahr des Totalverlusts. Bis zum Ende der Laufzeit, meist mindestens zehn Jahre, kann das angelegte Kapital nicht ohne Weiteres wieder abgezogen werden. Möglich ist das oft nur, indem Investor*innen sich selbst um den Verkauf ihrer Anteile kümmern – mit dem Risiko, einen Preis zu erzielen, der unter dem ursprünglich investierten Kapital liegt.
Edelmetalle
Als Wertanlage sind vor allem Gold, Silber, Platin und Palladium gebräuchlich
Das Edelmetall Gold gilt als Gegenmittel gegen das Auf und Ab der Börse. Dieser Eindruck täuscht jedoch. Auch der Preis von Gold und anderen Edelmetallen wie Silber und Platin richtet sich nach den Märkten – mit einer entscheidenden Besonderheit. Steigen die Börsenkurse, schwächelt der Goldpreis in der Regel. Doch wenn die Kurse sinken, steigen meist die Preise für Edelmetalle. Zum Ausbalancieren kann Gold daher eine sinnvolle Funktion im Depot erfüllen. Niemand braucht dafür Barren zu Hause horten oder teuer bei der Bank bunkern. Über Exchange Traded Commodities (ETCs), die ähnlich wie ETFs funktionieren, können Anleger*innen bequem und günstig in Gold investieren, tragen jedoch das Risiko der Insolvenz des Emittenten. ETCs mit physischer Hinterlegung von Gold oder sogar einem Auslieferungsanspruch reduzieren dieses Ausfallrisiko.
Mehr dazu?
Kryptowährungen
Digitale Zahlungsmittel
Im Jahr 2017 waren Kryptowährungen wie der Bitcoin plötzlich in aller Munde – und bei etlichen Geldanleger*innen sehr beliebt. Der Hype um digitale Zahlungsmittel führte dazu, dass ein Bitcoin zeitweise fast 20.000 Dollar wert war und sich auch viele Normalsparer fragten, ob sie Geld in Bitcoins investieren sollten. Zwischenzeitlich legte sich die Euphorie, als der Bitcoin-Wert wieder sank. Anfang 2021 erreichte der Wert der bekanntesten Kryptowährung jedoch ein neues Allzeit-Hoch und stieg auf über 50.000 Dollar.
Nun könnte man argumentieren, dass es sich lohnen wird, bei niedrigem Kurs in die Kryptowährung einzusteigen. Tatsächlich bleiben die Bitcoins für Privatanleger*innen allerdings ungeeignet. Hohe Marktschwankungen und eine generelle Unsicherheit darüber, welche Währung sich durchsetzen wird, bedeuten ein hohes Risiko, das durch fehlende Regulierung des Marktes noch verstärkt wird. Dazu kommt eine potenziell hohe Angreifbarkeit der Bitcoins durch Datenmissbrauch, Diebstahl und Betrug. Das Thema Kryptowährung ist daher aktuell eher eine Wette als eine solide langfristige Geldanlage.
Mehr dazu?
Vielfalt ist das A und O in der Geldanlage
Vielfalt ist Pflicht im Depot. Also nicht nur auf DAX-Werte oder Wertpapiere aus China setzen oder nur einige Technologie-Anleihen halten, sondern klug mischen. Beim Strukturieren des eigenen Depots können Musterportfolios helfen, um die Mischung aus Aktien, ETFs, Rentenfonds etc. zu finden. Egal, wann investiert wird, das Risiko sinnvoll zu streuen, ist das A und O einer sinnvollen Geldanlage.