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Zwei Frauen liegen auf Stand-up-Paddle-Boards und lachen.

Krankenversicherung: Welche passt zu dir – Kasse oder privat?

Eine Krankenversicherung braucht jede*r. Für welchen Anbieter du dich entscheidest, will allerdings gut überlegt sein. Doch welche Vor- und Nachteile haben das gesetzliche und das private System? Wir haben die Fakten – und wichtige Entscheidungshilfen.

Juni 2023

Ob du eine Kranken- und Pflegeversicherung abschließt, darüber brauchst du dir in Deutschland keine Gedanken zu machen: Denn du bist dazu verpflichtet. Ob du dich allerdings im gesetzlichen oder im privaten System versichern kannst (oder musst), hängt von Faktoren wie beispielsweise deinem Einkommen, dem persönlichen Budget und deiner Zukunftsplanung ab.

Die Qual der Wahl

Grundsätzlich gilt: Arbeitnehmer*innen, die weniger als 66.600 Euro brutto pro Jahr verdienen, müssen sich in einer der gesetzlichen Krankenkassen versichern. Wenn du ein höheres Gehalt beziehst, darfst du auch eine private Versicherung abschließen.

Ebenfalls wählen können Beamt*innen sowie Selbstständige: Ihnen steht es frei, ob sie sich privat oder gesetzlich krankenversichern.

Was die Systeme unterschiedet – und welche Punkte du bei deiner Entscheidung unbedingt berücksichtigen solltest, haben wir im Folgenden aufgelistet.

Gesetzliche Krankenversicherung

Verpflichtende Mitgliedschaft für viele: Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) steht allen Menschen offen. Arbeitnehmer*innen mit einem monatlichen Bruttoeinkommen bis 5.550 Euro müssen sich verpflichtend in der GKV versichern. Nur besser verdienende Festangestellte, Freiberufler*innen und Beamt*innen können sich aussuchen, ob sie sich gesetzlich oder privat versichern wollen.

Solidarisches System: Im gesetzlichen Kassensystem werden Beiträge auf Basis des Einkommens erhoben. Wer gut verdient, zahlt mehr, wer ein geringes Gehalt bezieht, kommt günstiger davon. Die Kosten, die ein Mitglied verursacht, spielen hingegen keine Rolle: Alte und Junge, Kranke und Gesunde werden gleichbehandelt. Entsprechend dürfen die Kassen auch keine Interessent*innen ablehnen. Im privaten Lager hingegen müssen potenzielle Neuzugänge vor Vertragsschluss stets einen Gesundheitscheck absolvieren.

Sachleistungsprinzip: Medizinische Rechnungen erhalten Kassenpatient*innen nur in Ausnahmefällen. Normalerweise bekommen Praxen und Kliniken ihr Geld direkt von den Kassenärztlichen Vereinigungen. Das spart Versicherten viel Zeit und Nerven.

Entlastung in Sondersituationen: Ob Babypause oder Jobverlust: Wer vorübergehend kein Geld verdient, muss sich in der GKV meist keine Sorgen machen. In Zeiten der Arbeitslosigkeit übernimmt die Agentur für Arbeit die Beiträge. Und auch während der Elternzeit zahlen die meisten Kassenversicherten keine eigenen Beiträge. In der privaten Krankenversicherung (PKV) hingegen fallen die Prämien unabhängig von der individuellen Situation des Versicherungsnehmenden an. Selbst Arbeitssuchende können lediglich auf einen Zuschuss hoffen.

Gesetzlicher Leistungskatalog: Alle Kassenmitglieder haben Anspruch auf dieselben Leistungen. Das Gesetz schreibt vor, dass die Kassen allerdings nur Behandlungen bezahlen dürfen, die ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich sind und „das Maß des medizinisch Notwendigen nicht überschreiten“.

Freie Praxiswahl nur mit Einschränkungen: Damit die Kassen die Behandlung eines GKV-Mitglieds bezahlen, müssen Ärzt*innen eine spezielle Zulassung besitzen. Daher können Kassenpatient*innen nur Vertragsärzt*innen auf Kassenkosten aufsuchen. In reinen Privatpraxen müssen sie die Behandlung selbst bezahlen. Auch bei Krankenhausbehandlungen sind die Wahlmöglichkeiten oft eingeschränkt.

Kostenlose Familienversicherung: In der GKV sind die Familienangehörigen eines Mitglieds zum Teil kostenlos mitversichert. Das kann sehr viel Geld sparen und ist ein Pluspunkt des Kassensystems.

Geld sparen durch Kassenwechsel: Neben dem allgemeinen Beitragssatz – von derzeit 14,6 Prozent des Bruttoeinkommens –, verlangen die bundesweit geöffneten Kassen noch einen Zusatzbeitrag, der in der Höhe variiert. Während die günstigsten Anbieter weniger als ein Prozent verlangen, fallen bei teureren Kassen bis zu 1,8 Prozent extra an. Ein Wechsel spart daher vor allem Gutverdiener*innen viel Geld.

Günstige Versicherung im Alter: Die Krankenversicherung der Rentner ist im gesetzlichen System in der Regel günstiger als im privaten, da die Beiträge auch hier einkommensabhängig erhoben werden.

91 %

der gesetzlich Krankenversicherten sind zufrieden mit ihrer Versicherung.

Quelle: Allensbach-Institut, 12/2020

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Private Krankenversicherung

Keine für alle: Private Versicherungen stehen gutverdienenden Arbeitnehmer*innen, Beamt*innen und Selbstständigen offen.

Gesundheitscheck: Anders als die gesetzlichen Kassen müssen private Versicherungen nicht alle Kund*innen akzeptieren. Vor Vertragsschluss führen sie einen sogenannten Risikocheck durch. Wer älter ist oder gesundheitliche Probleme hat (und deshalb voraussichtlich höhere Kosten verursacht), muss damit rechnen, dass die Versicherung die Aufnahme verweigert oder hohe Risikoaufschläge verlangt.

Maßgeschneiderte Angebote: Einen gesetzlich vorgeschriebenen Leistungskatalog gibt es im privaten System nicht. In Top-Tarifen profitieren Kund*innen oft von umfangreichen Leistungen. Außerdem können sie meist frei wählen, welche Praxis oder Klinik sie aufsuchen wollen. Dennoch ist keineswegs gesagt, dass die Privaten immer umfangreichere Leistungen bieten als die Kassen: Wer beispielsweise eine Psychotherapie benötigt, erhält im gesetzlichen System meist mehr angeboten. Auch Krankengeld bei gesundheitlichen Problemen, die länger dauern als sechs Wochen, gibt es im privaten System, wenn überhaupt, nur gegen Aufpreis. Die Kassen bieten diesen Service für Arbeitnehmer*innen standardmäßig.

Verbindliches Leistungsniveau: Kund*innen der privaten Krankenversicherung haben lebenslang Anspruch auf die vertraglich vereinbarten Leistungen. Nachträgliche Anpassungen nach unten von Seiten des Versicherers sind ausgeschlossen.

Keine Familienversicherung: Private Krankenversicherer kennen keine kostenlose Familienversicherung. Alle Kund*innen zahlen daher ihren eigenen Beitrag. Das kann für Familien teuer werden.

Individuell kalkulierte Prämien: Während in der Kasse nur dein Einkommen über die Höhe der Beiträge entscheidet, zahlst du in der privaten Krankenversicherung individuell kalkulierte Prämien. Sie hängen einerseits davon ab, wie umfangreich die vereinbarten Leistungen sind. Aber auch dein Gesundheitszustand und dein Alter bei Vertragsschluss spielen eine wesentliche Rolle.

Kostenerstattung: Anders als in der GKV erhalten Privatpatient*innen eine Rechnung von Praxis oder Klinik, die sie bezahlen müssen. Damit beantragen sie die Erstattung der Kosten bei der Versicherung. Das kann die eigene Liquidität vor allem bei hohen Summen belasten.

Veränderte Lebensumstände lassen Prämien unberührt: Wer in Teilzeit arbeitet, oder seinen Job verliert, muss in der GKV deutlich weniger bezahlen. In der PKV hingegen fallen in guten wie in schlechten Zeiten dieselben Prämien an. Ohne Rücklagen kann das zum Problem werden.

Hohe Preise im Alter: Anders als die Kassen, die sich um Umlageverfahren finanzieren, bilden private Krankenversicherungen sogenannte Alterungsrückstellungen, um die Prämien für ihre betagteren Kund*innen finanzierbar zu halten. Das klappt aber nur bedingt. Vierstellige monatliche Beiträge für Rentner*innen sind im privaten System möglich.

Dauerhafte Bindung: Wer einmal privat versichert ist, kommt – wenn überhaupt – nur mit großem Aufwand zurück in die Kasse. Auch ein Wechsel zu einem anderen privaten Anbieter ist vielfach teuer, da der neue Versicherer erstens einen neuen Gesundheitscheck durchführt. Zweitens verlieren Privatpatienten bei einem solchen Schritt den Löwenanteil ihrer Alterungsrückstellungen, die die Beitragssprünge im Alter abfedern sollen. Die Entscheidung für eine Private ist daher oft eine Entscheidung fürs Leben – und sollte reiflich überlegt sein.

94 %

der privat Krankenversicherten sind zufrieden mit ihrer Versicherung.

Quelle: Allensbach-Institut, 12/2020

Fazit: Langfristige Planung lohnt sich

Sowohl die gesetzliche als auch die private Krankenversicherung haben Vor- und Nachteile. Welches System für dich das bessere ist, hängt von deiner individuellen Situation ab. Du bist ein junger, gesunder Single mit einem guten Gehalt? Dann kannst du dir durch den Wechsel in die PKV eine maßgeschneiderte Versorgung sichern. Wenn deine Familienplanung noch nicht abgeschlossen ist, beachte, dass du deine Kinder nicht kostenlos in der PKV versichern kannst. Und du musst die vollen Prämien zahlen, wenn du einmal nichts verdienst. Da der private Schutz im Alter sehr teuer werden kann, solltest du entsprechende Rücklagen bilden. Die Wahl deiner Krankenversicherung solltest du daher auch mit Blick in die Zukunft treffen.

Kurz gesagt
  • Gesetzliche Kassen bieten Leistungen von der Stange, private Versicherungen Luxus zum kleinen Preis? Diese Klischees greifen zu kurz. Beide Systeme haben Vor- und Nachteile.

  • Für Familien ist die Kasse meist die günstigere Option, auch wenn der Leistungskatalog im Vergleich mit der PKV limitierter ist.

  • Privatversicherte können sich, je nach Tarif, umfangreiche Leistungen sichern, müssen aber oft in Vorkasse gehen.

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