Anleihen sind Wertpapiere, genau wie Aktien. Beide Anlageklassen belohnen dich dafür, dass du dein Geld anderen zur Verfügung stellst, aber auf unterschiedliche Art und Weise: Wenn du in eine Aktie investierst, kaufst du einen Anteil an einer Firma. Wenn du in eine Anleihe investierst, verleihst du dein Geld, zum Beispiel an ein Unternehmen oder den Staat.
Aktien bekommen oft mehr Aufmerksamkeit, weil sie auf den ersten Blick die spannendere Anlageklasse sind: Die Investition unterliegt größeren Schwankungen, daher sind die möglichen Gewinne – und Verluste – höher. Dazu kommt, dass niedrige Zinsen Anleihen lange Zeit uninteressant gemacht haben. Da die Zinsen aber mittlerweile wieder steigen, bietet die bescheidenere, aber sicherere und stabilere Rendite einer Anleihe gerade für Einzelinvestor*innen eine attraktive Aussicht.
50% | Aktien und Fonds |
50% | Sparbuch, -einlagen und -verträge |
45% | Grundeigentum |
32% | Anleihen und festverzinsliche Wertpapiere |
30% | Rohstoffe |
27% | Private Alters- oder Lebensversicherung |
16% | Kryptowährung |
21% | Andere |
Frage: „Wie würden Sie 100.000 € investieren?“ (Mehrfachantworten möglich); Quelle: Statista GCS 2020; n = 1.036 (Deutschland)
Wie funktioniert der Handel mit Anleihen?
So wie du einen Kredit aufnimmst, um ein Haus zu bauen, leihen sich Unternehmen, Banken und Länder Geld für große Ausgaben. Wenn du eine Anleihe kaufst, verpflichtet sich die andere Seite, der sogenannte Emittent, dir dieses Geld in einem bestimmten Zeitrahmen und mit einem festen Zinssatz zurückzuzahlen. Diese Zinsen sind dein Gewinn aus der Investition.
Jede Anleihe hat einen Nennwert, auch Nominalwert genannt. Es ist der Wert des Kredites, der am Ende der Laufzeit zurückgezahlt wird. Der sogenannte Kupon gibt die Höhe der Verzinsung an, die sich auf den Nominalwert bezieht. Zinsen können in unterschiedlichen Intervallen gezahlt werden. In Deutschland sind jährliche Zahlungen üblich.
Beim Anleihekaufmuss dir der Emittent das Geld in einem bestimmten Zeitrahmen und mit einem festen Zinssatz zurückzahlen.
Das Zinsniveau am Markt hat starken Einfluss auf den Kurswert, der in Prozent angegeben wird. Erhöht eine Zentralbank den Leitzins, werden ältere Anleihen mit niedrigeren Zinsen weniger attraktiv für Anleger*innen und ihre Kurse sinken – das Gleiche gilt auch umgekehrt. Bei einem Kurs von über 100 Prozent kaufst du die Anleihe „über pari“, bei einem niedrigeren Kurs „unter pari“.
Stückzinsen sind die anteiligen Zinsen, die in einem Zeitraum zwischen zwei Zinsterminen anfallen. Sie berechnen sich wie folgt:
Stückzinsen = Nennwert der Anleihe x Zinssatz x Anzahl Zinstage zwischen letztem Zinszahlungstermin und Verkaufstag / (360 x 100)
Beachte: Jeder Monat hat 30 Zinstage und ein gesamtes Jahr 360 Zinstage.
Welche Arten von Anleihen gibt es?
Anleihen haben viele Namen: Schuldverschreibungen, Rentenpapiere, Obligationen, Bonds – die Liste ist lang und kann Einsteiger*innen verwirren. Zwar gibt es Unterschiede zwischen Anleihen, aber sie funktionieren alle nach dem gleichen Prinzip.
Öffentliche Anleihen: Regierungen nehmen Schulden auf, um Haushaltsdefizite auszugleichen. Deutsche Staats- oder Bundesanleihen gelten als besonders sicher.
Bankschuldverschreibungen: Banken und Sparkassen geben Anleihen aus, um ihr eigenes Kreditgeschäft zu finanzieren.
Unternehmensanleihen: Für Firmen sind Anleihen ein Weg, die nötigen Mittel für große Investitionen einzusammeln. Das Risiko ist hier meist höher als bei Staatsanleihen, dafür winken großzügigere Zinsen.
Welche Vor- und Nachteile haben Anleihen?
„Wer gut schlafen will, kauft Anleihen, wer gut essen will, bevorzugt Aktien“, sagte einst der Börsenexperte André Kostolany. Damit fasste er die zentrale Abwägung bei der Anlageauswahl zusammen: Risiko vs. Rendite.
Vorteile: Anleihen garantieren einen regelmäßigen Zinsertrag. Zudem sind Anleihekurse weniger volatil als Aktienkurse, sie schwanken also nicht so stark, weil sie vor allem vom allgemeinen Zinsniveau abhängen. Theoretisch sind sie unabhängig vom Aktienmarkt, weshalb sie sich gut eignen, um deine Investitionen breit zu streuen. In der Praxis reagieren Aktienkurse tendenziell negativ auf Zinserhöhungen, auch weil diese Anleihen zu einer attraktiven Alternative machen. Im Vergleich zu Zinsen auf dem Tagesgeldkonto bieten Anleihen eine bessere Rendite.
Nachteile: Stabilere Kurse bedeuten zwar mehr Sicherheit als bei Aktien, aber auch geringere Chancen auf hohe Gewinne. Die Abhängigkeit aller Anleihen vom Zinsniveau erschwert es, einzelne Wertpapiere zu finden, die „den Markt schlagen“, wie es Aktieninvestor*innen oft hoffen. Außerdem sind auch Anleihen keine risikofreie Anlage – Staaten, Banken und Unternehmen können bankrottgehen und zahlungsunfähig werden. In Zeiten von Inflation solltest du auch beachten, dass Anleihen real an Wert verlieren, da ihr Nennwert konstant bleibt, deine relative Kaufkraft aber sinkt. Als Investitionen in Sachwerte bieten Aktien hingegen einen stärkeren Schutz vor Inflationsverlusten.
Deutschland hat ein Volumen von 2.259.000.000.000 (2,259 Billionen) Euro in Anleihen ausstehend.
El Salvador strebt an, die weltweit erste Anleihe in der Kryptowährung Bitcoin im Wert von 1 Milliarde US-Dollar auszugeben. Damit will Präsident Nayib Bukele den Bau einer ganzen Stadt finanzieren, in der sich alles um Bitcoin dreht.
In den vergangenen Jahren waren die Zinsen teilweise negativ für den deutschen Staat. Das bedeutet, dass die Regierung dafür bezahlt wurde, Schulden zu machen. Warum irgendjemand solche Anleihen kaufen sollte? Einige Investor*innen, zum Beispiel Rentenfonds oder Lebensversicherungen, sind rechtlich gezwungen, in diese Anlageklasse zu investieren.
Woran erkenne ich eine gute Anleihe?
Wie beim Aktienkauf hängt die Wahl einer Anleihe von deiner Risikobereitschaft und deinem Anlageziel und -horizont ab. Die Zuverlässigkeit oder Bonität des Ausgebers einer Anleihe ist der wichtigste Faktor bei der Entscheidung. Ratingagenturen wie Moody’s oder S&P Global Ratings stufen die Kreditwürdigkeit von Staaten und Unternehmen ein. Jede Agentur hat ihr eigenes Verfahren.
Die Bonitätdes Ausgebers einer Anleihe ist der wichtigste Faktor bei der Kaufentscheidung.
Neben dem Rating beeinflusst auch die Laufzeit der Anleihe den Kupon. Je länger Emittenten für die Rückzahlung Zeit haben, desto höher ist bei einer normalen Marktlage der Zins. Anleihen können sogar zinsfrei ausgegeben werden mit einem sogenannten Nullkupon. Andere haben einen relativ niedrigen Zinssatz, der dafür aber an die Inflation gebunden ist und mit dem allgemeinen Preisniveau steigt.
Und jetzt?
Das Anleiheangebot der DKB findest du auf der DKB-Webseite.