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Gläzende Hochhäuser vor Palmen.

Regional diversifizieren: Wie du dir die ganze Welt ins Depot holst

Das Vermögen breit zu streuen, gilt als eine der Grundregeln für Anleger*innen. Dazu gehört nicht nur die Mischung aus Anleihen, Aktien, Rohstoffen und mehr. Auch die Abdeckung verschiedener geografischer Regionen federt deine Risiken ab.

November 2022

Am Aktienmarkt gilt die Regel, in Titel zu investieren, die du kennst und verstehst. Doch daraus kann rasch ein Problem entstehen, denn am vertrautesten sind oft Anlagen aus dem eigenen Land. Wenn du dir aber ausschließlich die bekannten Unternehmen aus dem DAX ins Depot legst, ergibt das schnell den sogenannten „Home Bias“. So wird im Anlage-Jargon eine einseitige Ausrichtung auf den Heimatmarkt genannt. Bei Investitionen kann es fatale Folgen haben, alles auf eine Karte zu setzen, denn dadurch entsteht ein Klumpenrisiko. Anders gesagt: Wenn der deutsche Index schwächelt, trifft das auf einen Schlag dein gesamtes Depot.

Ein Klumpenrisiko

kann entstehen, wenn du bei deinen Investitionen alles auf eine Karte setzt.

Sehr viel besser fahren Investor*innen mit einer breiten Streuung, um das Risiko zu reduzieren. Das klappt unter anderem durch Investitionen in verschiedene Regionen der Welt. Denn selbst wenn einige Regionen wirtschaftlich nicht wachsen und die Aktienindizes nach unten weisen, stehen die Chancen gut, dass es anderswo gut läuft. Die rückblickende Betrachtung belegt, dass sich nie alle Märkte über Monate im Gleichschritt bewegen. Verluste in einer Region oder einer Branche werden so durch einen guten Lauf anderswo abgefedert.

Investieren in Regionen: Die Mischung macht's!

Eine schnelle Methode, diese breite Streuung zu erreichen, ist ein Fonds, der die Aktienmärkte weltweit abbildet. Mit einem Exchange Traded Fund (ETF), der den MSCI All Country World Index nachbildet, holst du dir beispielsweise auf einen Schlag rund 2.900 Unternehmen von allen Erdteilen ins Depot. Jedoch beschränken sich diese Fonds nur auf den börsengelisteten Teil der Wirtschaft einer Region. Ihre Gewichtung erfolgt auf Basis der Marktkapitalisierung der Börsenunternehmen. Sie sind daher kein Indikator für die tatsächliche Wirtschaftskraft eines Landes, die sich in der Regel am Bruttoinlandsprodukt (BIP) bemisst. Entsprechend dominieren Länder mit starken Aktienmärkten die ETFs – allen voran die USA.

61,98%

USA

5,37%

Japan

3,69%

Großbritannien

3,49%

China

3,14%

Kanada

22,33%

Andere

Länderaufteilung des MSCI All Country World-Index

Quelle: MSCI, September 2022

Wenn du diese Ungleichgewichte der großen Welt-ETFs ausgleichen möchtest, kannst du dir deine persönliche Mischung der Welt zusammenstellen, zum Beispiel mit einer Reihe von Anlagen, die regionale Schwerpunkte setzen. Das können regionale ETFs und Fonds, aber auch Einzelaktien sein, die fest mit einer Region verbunden sind. Wenn du deine Geldanlage so auf mehrere Werte verteilst, kannst du auch einfacher auf Veränderungen am Aktienmarkt reagieren und im Fall der Fälle umschichten. Allerdings solltest du im Kopf behalten, dass jede Region ihre Besonderheiten hat. Jede Ländergruppe bietet ihre Wachstumschancen, aber auch spezifische Risiken. Mit diesen Herausforderungen solltest du dich im Vorfeld einer Kaufentscheidung beschäftigen und die Entwicklung regelmäßig im Blick behalten.

Um Ungleichgewichte

der großen Welt-ETFs auszugleichen, kannst du dir deine persönliche Mischung der Welt zusammenstellen.

Kontinente unter der Lupe: Kennziffern und Besonderheiten

Bei der Auswahl von Regionen, über die du dein Vermögen streuen möchtest, spielen einige Kennziffern und Besonderheiten eine wichtige Rolle.

Wachstumsperspektiven: Die wirtschaftliche Bedeutung und Wachstumsperspektiven solltest du betrachten. China und Indien erreichen zum Beispiel trotz der hohen Bevölkerungszahlen und Jahrzehnten des Wachstums bis heute zusammengenommen gut 80 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der Vereinigten Staaten. Setzt sich der Wachstumstrend der vergangenen Jahre fort, wird sich das Verhältnis über kurz oder lang umkehren.

Marktkapitalisierung: Bei börsengehandelten Unternehmen berechnet sich die Marktkapitalisierung durch den Wert aller im Umlauf befindlichen Aktien. Die Summe der Marktkapitalisierungen aller Unternehmen eines Landes oder einer Region beschreibt die Stärke des dortigen Aktienmarkts. Sie ist kein Indikator für die tatsächliche Wirtschaftskraft. So entfallen rund um den Globus 39 Prozent der Wirtschaftsleistung auf Schwellenländer. An den weltweiten Finanzmärkten machen Papiere aus diesen Staaten jedoch nur 15 Prozent aus.

Volkswirtschaften: Bei deinen Anlagen setzt du auf künftiges Wachstum. Um dir ein Urteil über die Chancen von einzelnen Regionen erlauben zu können, solltest du dir die Schwerpunkte der Volkswirtschaften anschauen. Sitzt die Region auf erheblichen Rohstoffvorkommen? Ist sie für bestimmte Branchen zentral? Welche Fertigungstiefe bieten die Hersteller? Wird in Innovation und Forschung investiert?

Makrodaten: Sie geben wichtige Hinweise auf die wirtschaftliche Gesundheit von Staaten. Inflation und Verschuldung gehören dazu, genau wie mögliche Ungleichgewichte in der Handels- und Leistungsbilanz.

Politische Risiken: Abgesehen von den harten Zahlen solltest du auch das politische Risiko einer Region abschätzen. Fehlen demokratische Institutionen oder sind diese schwach oder gefährdet, können mit dem politischen Regime auch die Attraktivität für Investor*innen und die Chancen auf wirtschaftliches Wachstum wechseln.

Regulierung und Governance: Wichtig für die Sicherheit der Anleger*innen sind auch die Qualität von Regulierung und Governance, schon um sicherzugehen, dass das Unternehmen oder der Fonds, in den du investiert bist, in einem Streitfall gemäß Recht und Gesetz entschädigt wird.

Europa

Die Reise um den Globus beginnen wir vor der Haustür, in Europa. Der Kontinent erwirtschaftet rund 23 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung, kommt aber nur auf einen Anteil von rund 18 Prozent der Marktkapitalisierung. Unter anderem liegt das daran, dass mittelständische Unternehmen in zahlreichen Staaten der Region in privatem Eigentum verbleiben und bei der Finanzierung eher zu Krediten oder Anleihen greifen, als an die Börse zu gehen.

Zwischen den einzelnen europäischen Staaten bestehen zwar erhebliche Unterschiede bei Branchenschwerpunkten und Pro-Kopf-Einkommen. Sie sind jedoch alle hauptsächlich durch Dienstleistungen geprägt, auf die zwischen 60 und 85 Prozent der Wirtschaftsleistung entfallen.

Angesichts der Größe und Vielfalt können Anleger*innen den Kontinent und seine Chancen weiter unterteilen. Denkbar ist beispielsweise, separat auf den Euroraum zu setzen oder auf Schwellenländer in Osteuropa.

Nordamerika

Auf der anderen Seite des Atlantiks liegt in Nordamerika das Schwergewicht unter den weltweiten Aktienmärkten: die Vereinigten Staaten. 55 Prozent der globalen Marktkapitalisierung entfallen auf die dortigen Börsen. NASDAQ und NYSE, beide in New York City, sind die bekanntesten. Das breite Angebot an Aktien und eine effektive Regulierung machen die USA zum reifsten Kapitalmarkt weltweit.

Die Wirtschaft hat viele Stärken, die großen Namen der Technologie stehen hier auf den Börsenzetteln. Aber auch bei Finanzdienstleistern, Öl und Energie, Konsumgütern, Pharmazie und in vielen anderen Bereichen hat das Land Branchengrößen vorzuweisen. Als zweiter, deutlich kleinerer Staat ergänzt Kanada die Region. Dort dominieren am Aktienmarkt Finanz- und Energieaktien.

Asien-Pazifik

Sehr unterschiedlich präsentiert sich die Region Asien-Pazifik. Dazu gehört mit Japan die drittgrößte Volkswirtschaft weltweit mit einer ausgeprägten Börsenkultur. Australien profitiert seit Jahrzehnten von seinen erheblichen Rohstoffvorkommen. Mit Hongkong, Singapur, Südkorea, Thailand, Taiwan und Vietnam finden sich hier auch eine Vielzahl hoch entwickelter Schwellenländer.

China ist die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, die in den vergangenen dreißig Jahren ein beeindruckendes Wachstum hingelegt hat, zunächst als Produktionsstandort, dann immer stärker auch als Zentrum für Forschung und Entwicklung. Allerdings ist das Verhältnis zu entwickelten Volkswirtschaften, insbesondere den USA, seit Jahren angespannt. Eine Verschärfung des Handelskrieges zwischen beiden Staaten hätte Auswirkung auf den Rest der Welt.

Indien ist der zweite wirtschaftliche Riese der Region. Anders als in China ist das politische System demokratisch geprägt. Das Land hat im internationalen Handel traditionell stärker auf Dienstleistungen gesetzt als auf Produktion. Der Subkontinent wächst seit Jahren deutlich, den chinesischen Boom mit jahrelangen zweistelligen Wachstumsraten hat er aber nicht erreicht.

Lateinamerika

Lateinamerika ist eine Region, der seit Jahren immer wieder große Chancen prophezeit werden. Etablierte Handelsverbindungen, eine wachsende Mittelklasse, Interesse ausländischer Investor*innen und erhebliche Rohstoffvorkommen gehören zu den Stärken. Auch unter diesem Oberbegriff finden sich ganz unterschiedliche Staaten mit abweichenden Schwerpunkten. Mexiko und Brasilien sind wichtige Produktionsstandorte für Anbieter aus aller Welt. Dagegen kämpft der einstige Star Argentinien seit Jahren mit einer hohen Staatsverschuldung.

Blick über den Tellerrand: Schwellenländer und Wachstumsmärkte

Neben den Weltregionen und Kontinenten sind für Anleger*innen grundsätzlich auch andere Aufteilungen denkbar, um den Globus nachzubilden. Ein Beispiel ist die Unterscheidung in entwickelte Industrienationen und Schwellenländer. In dieser Gruppe steckt eine breite Mischung ganz unterschiedlicher Wachstumsmärkte aus aller Welt. Sie reichen von Brasilien und China über Griechenland bis Indonesien und Taiwan.

Einige Staaten haben ganz eigene Merkmale. So ist Japan als große Volkswirtschaft mit entwickelten Industrien und einem traditionellen Fokus auf Anleger aus dem Binnenmarkt in der Region ein Sonderfall. Seit dem Ausstieg aus der Europäischen Union gilt das ein Stück weit auch für Großbritannien. Als Beimischung können auch Aktien oder Indizes dieser Volkswirtschaften mit strukturellen Besonderheiten interessant sein.

Doch hier gilt wieder Vorsicht, da mit den Besonderheiten – wie immer – nicht nur Chancen, sondern auch Risiken einhergehen.

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