Partnerschaft & Familie
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5 Kinder rennen fröhlich vom Eingang einer Schule oder Kita auf den Hof.

So steht es um die Finanzen von Familien in Deutschland

Die Deutschen entscheiden sich wieder häufiger für Nachwuchs. Wie Familien in der Bundesrepublik allgemein finanziell aufgestellt sind und wie sie ihr Geld sparen und ausgeben, erfahren Sie in diesem Artikel.

Februar 2020

Familien sind für viele die sprichwörtliche „Keimzelle der Gesellschaft“. Ganz gleich, ob es sich dabei um die „klassische“ Eltern-Kind-Gemeinschaft handelt oder es um andere Modelle geht. Die Statistiken zeigen, dass die Deutschen wieder vermehrt Familien gründen. Doch was ist in Deutschland überhaupt eine Familie? Wie leben Familien? Und wie viel Geld haben sie monatlich zur Verfügung? Antworten auf all diese Fragen finden Sie in diesem Text.

Wie viele Familien gibt es in Deutschland überhaupt?

„Die Familie ist ein Auslaufmodell“ oder „Deutschland wird zur Single-Republik“ – Behauptungen wie diese gibt es immer wieder. Aber treffen sie auch zu? Ein Blick in die Statistik macht klar: In Deutschland ist in 2016 und 2017 nach vielen Jahren die Zahl der Familien wieder leicht angestiegen.

11,436 Millionen Familien

lebten 2018 in Deutschland.

Quelle: Statistisches Bundesamt, 2019

Zu den Familien zählt das Statistische Bundesamt übrigens alle „Eltern-Kind-Gemeinschaften“; darunter fallen verheiratete und nicht verheiratete Paare ebenso wie alleinerziehende Väter und Mütter mit Kindern im Haushalt. Auch Stief-, Pflege- und Adoptivkinder zählen dazu, nicht nur die leiblichen Nachkommen. Von diesen „Gemeinschaften“ gab es im Jahr 1996 noch rund 13,2 Millionen, 2015 nur noch knapp 11,4 Millionen – der absolute Tiefpunkt der Nachwendezeit. 2016 und 2017 ging der Trend mit rund 11,6 Millionen Familien wieder leicht nach oben. Seitdem schwankt die Zahl auf dem niedrigen Niveau zwischen 11,4 und 11,6 Millionen.

Betrachtet man jedoch die Anzahl der Kinder in den einzelnen Familien zeigt sich ein positives Bild: So haben gut 60 Prozent der Eltern zwei oder mehr Kinder. Das liegt an einem weiteren Nachwenderekord: Aktuell bringt eine Frau in Deutschland während ihres Lebens rund 1,57 Kinder zur Welt. Im Jahr 1994 waren es nur 1,2 Kinder. Man könnte sagen: Der Trend geht (wieder) zum zweiten Kind. Und damit liegt Deutschland im EU-Vergleich auch nur noch knapp unter dem Durchschnittswert von 1,59 Kindern. Mit 1,26 Kindern liegt hier Malta übrigens ganz hinten und Spitzenreiter sind die französischen Frauen mit 1,9 Kindern. 

Geburtenraten in der Europäischen Union im Jahr 2017

Quelle: Eurostat, 2019

Wie leben Familien in Deutschland?

Im selbst genutzten Wohneigentum wohnen in Deutschland 49,7 Prozent der Familien. Zur Miete lebt die sehr knappe Mehrheit von 50,3 Prozent. Wie wichtig das Thema Wohnen ist, zeigt sich bei den Ausgaben. Laut einer Studie des Statistischen Bundesamts aus dem Jahr 2018 geben Paare mit Kindern im Schnitt monatlich 3.483 Euro aus. Inklusive der dazugehörigen Nebenkosten für Energie, Wartung und Reparaturen entfallen davon 1.142 Euro auf Eigenheim oder Wohnung. Das entspricht einem Anteil von 32,8 Prozent. Es folgen Ausgaben für Lebens- und Genussmittel (14,9 Prozent) und für das Auto oder öffentliche Verkehrsmittel (14,1 Prozent). Alleinerziehende geben im Schnitt 1.929 Euro im Monat aus. Davon entfallen 753 Euro auf das Wohnen (39 Prozent). Die prozentualen Anteile der restlichen Posten sind ähnlich zu den Paaren mit Kindern.

So verteilen sich die Ausgaben von Familien

Ausgaben von Paaren mit zwei Kindern (in % des Einkommens) Ausgaben für Erwachsene (blau) Ausgaben für Kinder (türkis)

Quelle: Statistisches Bundesamt, 2018

Wie viel Geld haben Familien in Deutschland?

Tatsächlich steht das deutsche Durchschnittspaar mit Kindern finanziell vergleichsweise gut da. Es verfügt über ein Haushaltsnettoeinkommen (HHNE) von 4.981 Euro und liegt damit deutlich vor kinderlosen Paaren (4.046 Euro). Alleinerziehende verfügen im Schnitt über ein HHNE von 2.394 Euro und Alleinlebende haben hingegen im Monat im Mittel 2.070 Euro zur Verfügung.

In der „klassischen“ Mutter-Vater-Kind-Konstellation tragen Männer überproportional viel zum Haushaltseinkommen bei. Wie eine Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) feststellt, liegt der Beitrag von Frauen hierzulande im Schnitt nur bei 22,6 Prozent. Demnach übernehmen die Mütter allerdings fast zwei Drittel der Hausarbeit und der Betreuung von Kindern oder anderen Angehörigen.

Was geben Familien in Deutschland aus?

Ein Ausgabenposten, der stark schwankt, ist die Kinderbetreuung. Hierbei spielt nämlich das Bundesland, in dem man wohnt, eine große Rolle. Wie eine Analyse der Bertelsmann-Stiftung aus dem Jahr 2018 zeigt, ist es am günstigsten in Berlin: Hier zahlen Familien durchschnittlich 2 Prozent des Nettoeinkommens für die Kindertagesstätte. Mittlerweile sind die Hauptstadt-Kitas sogar kostenlos, nur fürs Essen muss bezahlt werden. Ähnlich günstig ist es in Rheinland-Pfalz mit 4 Prozent und Hamburg mit 4,3 Prozent. Am teuersten ist es dagegen in Niedersachsen (7,3 Prozent), in Mecklenburg-Vorpommern (7,8 Prozent) und in Schleswig-Holstein (8,9 Prozent).

Was kostet ein Kind?

Rund 148.000 €

gibt eine Familie für ein Kind bis zum 18. Lebensjahr aus.

Quelle: Statistisches Bundesamt, 2018

Ganz unabhängig davon, wo man wohnt, gilt: Ein Kind kostet viel Geld. Den Zahlen des Statistischen Bundesamts zufolge gibt eine Familie bis zu dessen Volljährigkeit rund 148.000 Euro aus. Von Lebensabschnitt zu Lebensabschnitt steigen die Kosten für den Nachwuchs: Bis dieser sechs Jahre alt ist, beläuft sich die Summe auf rund 7.000 Euro jährlich; zwischen sechs und zwölf Jahren sind es gut 8.200 Euro; bis zum 18. Lebensjahr rund 9.400 Euro. Für was wird dieses Geld ausgegeben? Die größten Posten sind die anteiligen Wohnkosten, gefolgt von Lebensmitteln sowie auf Platz drei die Freizeitaktivitäten.

Im Verhältnis dazu relativ gering erscheinen die Taschengelder, welche Eltern ihren Kindern zahlen. Dennoch wird das Thema in vielen Familien heiß diskutiert. Bei den sechs- bis neunjährigen Kindern erhalten nämlich nur 39 Prozent kein Taschengeld. 21 Prozent bekommen 1 bis 2 Euro in der Woche, 17 Prozent 2 bis 3 Euro, 4 Prozent 3 bis 5 Euro, 15 Prozent schließlich 5 Euro und mehr. Wie viel sie ihren Kindern geben, richtet sich für die meisten Eltern nach dem Alter (71 Prozent). Für andere sind hingegen Kriterien wie das Verhalten (16 Prozent), die Schulnoten (9 Prozent) oder die Klassenstufe (9 Prozent) ausschlaggebend.

Wie sparen Familien in Deutschland?

Das entscheidende Kriterium, nach dem Familien ihr Geld anlegen, lautet: keine großen Risiken eingehen. Sie gehören nämlich eher zu den konservativen Sparern: Edelmetalle, Aktien und Investmentfonds beispielsweise stehen nicht sehr hoch im Kurs. Beliebt sind Sparbücher, vermögenswirksame Leistungen und Immobilien. Die Top 5 werden komplettiert von Riester-Produkten und dem Tagesgeldkonto. Risikofreudiger sind Familien hingegen, wenn es darum geht, einen Kredit aufzunehmen. Für größere Anschaffungen nehmen gut ein Fünftel von ihnen ein Darlehen in Anspruch.

Beliebteste Geldanlagemöglichkeiten in Deutschland nach Altersgruppen im Jahr 2018 (in Prozent)

17- bis 25-Jährige (dunkelblau) 17- bis 45-jährige mit min. einem Kind (türkis) ab 55-Jährige (hellblau)

Quelle: Verbrauchs- und Medienanalyse - VuMA, 2019

Wie stark sind Familien von Armut betroffen?

Nicht jede Familie steht finanziell gut da. Besonders alleinerziehende Mütter und Väter müssen häufig jeden Cent umdrehen: So leben 38,1 Prozent dieser Elternteile von Hartz IV.

38,1 %

der Alleinerziehenden leben in Deutschland von Hartz IV.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, 2018

Bei Paaren mit Kindern sind es nur 7,4 Prozent. Dabei besteht fast jede fünfte Familie in Deutschland aus Alleinerziehenden und Kindern. In den meisten dieser Haushalte lebt übrigens nur ein Kind und in 84 Prozent der Fälle sind Frauen das alleinerziehende Elternteil.

Für Menschen, die sich allein um den Nachwuchs kümmern müssen, ist es anscheinend nach wie vor schwer, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen: Sie können meist nur Teilzeitjobs annehmen oder finden keinen Arbeitsplatz, der ausreichend flexibel ist.

Wovon hängt die weitere Entwicklung ab?

Die Entscheidung, eine Familie zu gründen, hängt in hohem Maße von den persönlichen Lebensumständen ab. Ob die Geburtenrate und die Anzahl der Familien weiter steigen werden, ist daher auch eine Frage der zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland. Ein starkes Wirtschaftswachstum wirkt sich positiv auf die finanzielle Sicherheit und die Zukunftsperspektiven der Menschen aus – und macht die Gründung einer Familie attraktiver. Die vorliegenden Zahlen zeigen, dass die Familie in Deutschland grundsätzlich kein Auslaufmodell ist.

Kurz gesagt
  • Die Anzahl der Familien in Deutschland ist seit Jahren auf einem niedrigen Niveau, mit 1,57 Kindern pro Frau bekommen Deutsche aber wieder mehr Nachwuchs.

  • Das meiste Geld wird in Familien für das Wohnen ausgegeben. Dabei leben knapp über die Hälfte der Familien zur Miete.

  • Finanziell sind Familien mit zwei Partnern recht gut aufgestellt. Anders ist es bei den Alleinerziehenden, welche zu 38,1 Prozent von Hartz IV leben.

  • Bis zur Volljährigkeit geben Eltern durchschnittlich rund 148.000 Euro für ein Kind aus.

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