Spannend sind Zertifikate, weil sie den Handlungsspielraum für die Geldanlage stark erweitern. Es gibt viele verschiedene Basiswerte, zum Beispiel einzelne Aktien, Aktienkörbe, Indizes, Anleihen, Währungen oder Rohstoffe. Zertifikate erlauben dir, von jeder Marktlage zu profitieren, also von steigenden, stagnierenden oder fallenden Kursen. Auch auf ungewöhnliche Dinge lässt sich mit diesen Wertpapieren setzen: Orangensaft zum Beispiel. Wenn du überzeugt bist, dass der Preis für Orangensaft demnächst abstürzt, kannst du über ein Zertifikat daran verdienen – falls der Preis dann wirklich sinkt.
Wie handle ich mit Zertifikaten?
Die Ausgeber von Zertifikaten, auch Emittenten genannt, sind meistens Banken. Wenn du ein Zertifikat kaufst, leihst du der Bank Geld, verbindest es gleichzeitig aber mit einer Wette auf eine bestimmte Marktentwicklung, von der die Höhe der Rückzahlung abhängt.
Du kannst Zertifikate über eine Börse handeln oder direkt beim Emittenten erwerben. Der Kurs wird, anders als bei Aktien, nicht in einem öffentlichen Bieterverfahren ermittelt. Stattdessen handelst du immer mit dem sogenannten Market Maker, der den Preis bestimmt. Meistens sind die Market Maker die Emittenten selbst.
Wenn du Aktien verkaufst, dann handelst du direkt mit anderen Anleger*innen, die diese Aktien gerade kaufen wollen, und umgekehrt. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Das funktioniert nur, wenn ein Wertpapier häufig gehandelt wird. Zertifikate haben meist keine ausreichende Markttiefe. Deshalb gibt es den Market Maker, der sicherstellt, dass du das Zertifikat jederzeit kaufen und verkaufen kannst, indem er fortlaufend Kauf- und Verkaufskurse stellt.
Wann und wie die Rückzahlung passiert, ist in den Zertifikatsbedingungen festgelegt. Einige Zertifikate haben eine feste Laufzeit. Hier erhältst du deine Rückzahlung an einem vertraglich festgelegten Termin. Bei sogenannten „Open-End-Zertifikaten“ ohne begrenzte Laufzeit erfolgt eine Rückzahlung erst nach einer Kündigung durch den Emittenten. Du kannst das Produkt aber grundsätzlich jederzeit verkaufen, um deinen Einsatz zurückzubekommen. In der Regel erhältst du einen Geldbetrag. Bei bestimmten Zertifikat-Typen kann jedoch auch eine Rückzahlung durch Lieferung des Basiswerts vorgesehen sein.
Rechtlich gesehen sind Zertifikate Inhaberschuldverschreibungen. Das bedeutet: Im Falle einer Insolvenz des Emittenten kannst du deine gesamte Investition verlieren.
Bis zur Finanzkrise galt das Insolvenzrisiko bei Zertifikaten als reine Theorie. Dann kam die Pleite der Bank Lehman Brothers. Rund 50.000 Anleger*innen in Deutschland verloren ihr Geld, die Anlageklasse ihren guten Ruf. Es folgten Jahre mit extrem niedrigen Zinsen und stark steigenden Aktienkursen, die eine direkte Investition attraktiver machten.
Seitdem die Zinsen wieder steigen, und Aktienbewertungen stärker schwanken, erhalten gerade Zertifikate mit Kapitalschutz wieder Auftrieb. Banken haben außerdem mittlerweile eine höhere rechtliche Verantwortung, ihre Kund*innen umfassend über die Zertifikatsbedingungen und Risiken der Anlageklasse aufzuklären. Verbraucherzentralen raten gut informierten Investor*innen nicht mehr grundsätzlich vom Kauf ab, weisen aber regelmäßig auch auf weniger risikobehaftete Investments hin.
Hier findest du Zertifikate und Hebelprodukte bei der DKB:
Welche Arten von Zertifikaten gibt es?
Weil Zertifikate so flexibel sind, haben sie zahlreiche Stellschrauben. Das Angebot ist zu vielfältig für eine vollständige Liste, aber wir stellen dir einige der wichtigsten Kategorien vor. Grundsätzlich gilt: Je höher die Renditechancen, desto größer ist das Wagnis, das du eingehen musst. Allerdings helfen Zertifikate je nach Struktur auch, das Risiko verglichen mit einer direkten Investition in den Basiswert zu verringern.
Kapitalschutz-Zertifikate: Wertpapiere mit Verlustabsicherung, auch Garantie-Zertifikate genannt, sind die am häufigsten gehandelten Zertifikate. Wenn der Preis des Basiswerts fällt, erhältst du am Ende der Laufzeit trotzdem dein eingesetztes Kapital oder einen Mindestbetrag zurück. Im Gegenzug profitierst du meist weniger von steigenden Kursen als bei einer direkten Anlage oder dein maximaler Gewinn ist durch einen Höchstwert (Cap) begrenzt. Kapitalschutz-Zertifikate können auch mit Zinszahlungen verbunden sein. Bei einem Airbag-Zertifikat ist die volle Rückzahlung nur bis zu einer gewissen Verlustuntergrenze garantiert.
Bonus-Zertifikat: Bei Bonus-Zertifikaten wirst du mit einer Extrazahlung belohnt, wenn der Kurs des Basiswerts bis zum Ende der Laufzeit nicht unter eine bestimmte Grenze fällt, die auch Sicherheitslevel oder Barriere genannt wird. Andernfalls entspricht die Wertentwicklung der des Basiswerts und dein Anspruch auf die Bonuszahlung entfällt.
Hebel-Zertifikat: Ein Hebel sorgt dafür, dass sich der Kurs des Zertifikats um ein Vielfaches stärker als der Basiswert entwickelt. Der Wert dieser Zertifikate kann schnell und deutlich schwanken. Deshalb haben sie hohe Gewinnchancen, sind aber auch sehr riskant.
Faktor-Zertifikat: Wenn du beispielsweise mit einem Faktor von 5 auf fallende Goldpreise wettest und der Goldkurs tatsächlich um 10 Prozent sinkt, beträgt dein Gewinn 50 Prozent. Steigt der Kurs, fährst du einen entsprechenden Verlust ein.
Knock-out-Zertifikat: Bei einem Knock-out-Zertifikat ist der Hebel variabel. Dadurch ist seine Kursentwicklung unberechenbarer. Die Hebelwirkung entsteht, indem du nur einen Bruchteil des Basiswerts bezahlst, aber voll an den Kursbewegungen teilnimmst. Sinkt der Kurs unter eine vorher ausgehandelte Knock-out-Schwelle, wird das Zertifikat sofort wertlos, der gesamte Kapitaleinsatz ist verloren.
Kurserwartung | Kapitalschutz | Bonus | Faktor | Knock-out |
---|---|---|---|---|
stark fallend | + | - | + | + |
leicht fallend | + | + | - | + |
stagnierend | + | + | - | - |
leicht steigend | + | + | - | + |
stark steigend | - | + | + | + |
Was kosten Zertifikate?
Wenn du eine Aktie kaufst oder verkaufst, bezahlst du meist dem Depotanbieter eine Ordergebühr. Bei Zertifikaten ist die Kostenstruktur komplexer. Es ist wichtig, genau hinzusehen, um versteckte Ausgaben zu vermeiden. Nicht alle Gebühren fallen bei jedem Zertifikat an. Je komplizierter ein Wertpapier strukturiert ist, desto mehr Kosten entstehen in der Regel.
Ordergebühr: Auch beim Erwerb eines Zertifikats fällt die Ordergebühr an, die von den Bedingungen deiner Depotbank abhängt.
Geld-Brief-Spanne (Spread): Der Market Maker legt zwei verschiedene Preise für ein Zertifikat fest. Der Briefkurs ist der Preis, zu dem die Bank es dir verkauft. Der Geldkurs zeigt, zu welchem Preis sie es zurückkauft. Der Briefkurs ist immer höher als der Geldkurs. Die Differenz wird tendenziell kleiner, wenn ein Zertifikat häufig gehandelt wird.
Managementgebühren: Diese Kosten fallen in der Regel bei Zertifikaten mit unbegrenzter Laufzeit an und liegen oft zwischen 0,5 und 1,5 Prozent im Jahr. Sie werden nicht separat abgerechnet, sondern verringern den Wert des Zertifikats.
Sonstige Kosten: Von einem Entgelt für Vertriebspartner bis zu einer Absicherung gegen Währungsrisiken gibt es viele mögliche Extrakosten. Manche werden dir in Rechnung gestellt, andere verringern den Wert des Zertifikats. Prüfe die Zertifikatsbedingungen auf Rücknahmegebühr, Ausgabeaufschlag, Innenprovision und Quanto-Kosten.
Um bei uns Zertifikate und Hebelprodukte zu handeln, musst du die entsprechende Anlageerfahrung und eine Selbstauskunft hinterlegt haben. Dann kannst du mit unserem Wertpapier-Finder aus einem großen Angebot an Zertifikaten und Hebelprodukten das passende für dich auswählen:
Welche Vor- und Nachteile haben Zertifikate?
Von den stark abgesicherten Garantie-Zertifikaten bis zum rasant beweglichen Faktor-Zertifikat bietet diese Gruppe von Wertpapieren flexible Wetten auf jede Marktentwicklung und für jeden Risikoappetit. Du kannst über Zertifikate auch in schwer zugängliche Basiswerte investieren, zum Beispiel Rohstoffe.
Allerdings kommt ihre Vielfalt auch mit komplexen Strukturen und manchmal undurchsichtigen Kosten einher. Bei Hebel-Zertifikaten besteht ein hohes Verlustrisiko. Außerdem verlierst du deine gesamte Anlage im Falle einer Insolvenz des Emittenten.
Zertifikate sind eine gute Option, um eine fein tarierte Anlagestrategie umzusetzen, von der du absolut überzeugt bist. Bevor du dein erstes Zertifikat kaufst, solltest du das Produkt vollständig verstanden und einige Jahre Erfahrung im Handel mit Wertpapieren gesammelt haben.